Gemälde

Die umfangreichste Erweiterung erfuhr die Abteilung Gemälde, die erst seit etwa 1910 aufgebaut wurde.

Zum Bestand gehören 21 Objekte, wobei nur noch die Malerei des 19. und frühesten 20. Jahrhunderts im Museum für Kunst und Kulturgeschichte verblieben ist, die übrigen Gemälde zeitgenössischer Künstler befinden sich heute im Museum am Ostwall.

Fünf Gemälde sind vernichtet oder verschollen.

 

Alle vertretenen Künstler waren zum Zeitpunkt der Schenkung anerkannte Maler, wenngleich einige von ihnen in Vergessenheit geraten sind. 

Kopie nach Holbein: Kaufmann Gisze

__________Schenkung 1910_________

Berlin, um 1905, Öl auf Leinwand

 

Das Gemälde ist verschollen.


Johannisabend

__________Schenkung 1914_________

Karlsruhe,1913 • signiert unten rechts „Johannisabend 1912, Hth 1913“ • Öl auf Holz • 66cm x 82cm • erworben vom Künstler  

 

Das Bild zeigt die Gegend von Bernau, den Geburtsort von Hans Thoma. Vor dem Hintergrund einer weiten, abendlichen Hügellandschaft liegt ein Gärtchen inmitten einer Blumenwiese dieses flächig gemalten, dabei rhythmisch gegliederten Bildes.

Der Rahmen wurde nach einem Entwurf von Hans Thoma angefertigt und zeigt volkstümliche Szenen wie Bauer, Bäuerin, Tiere und Putti zwischen Ranken von Blumen und Pflanzen.

Hans Thoma (geb. 1839 in Bernau/ Schwarzwald, gest. 1924 in Karlsruhe), Maler und Grafiker, galt nach Jahren der Erfolglosigkeit und der Verfemungen als einer der deutschen Künstler schlechthin. Vor allem die Landschaftsmalerei, der er sich zu Anfang und gegen Ende seines Schaffens widmete und in der er gerne Motive seiner Heimat aus dem Schwarzwald aufgriff, hat ihn bekannt gemacht. 

Dieses Bild stammt aus seiner Spätphase. Ein Jahr zuvor hatte er zum letzten Mal Bernau besucht.

 

1914 erworben mit der Unterstützung der Stadt Dortmund und Privater.


Küste bei Breege auf Rügen

__________Schenkung 1916_________

Rügen, 1888 • signiert rechts unten: „W. Leistikow, Breege 88“ • Öl auf Leinwand • 49,3cm x 83cm • Herkunft unbekannt

 

Das von Licht, Luft und Wasser beherrschte Bild zeigt die heitere Atmosphäre eines Sommertages an der Küste mit bunten Wiesen und vielfältigen Wolkengebilden. Die dick aufgetragenen Farben unterstreichen die Lebendigkeit der Darstellung.

Walter Leistikow (geb. 1865 in Bromberg, gest. 1908 in Schlachtensee bei Berlin), Maler und Grafiker, besuchte 1883 die Berliner Akademie, die ihn wenige Monate später als „talentlos“ entließ.

Danach studierte er in Düsseldorf. 1890 -1893 lehrte er an der Kunstschule Berlin. 1899 war er Mitglied im Vorstand der Berliner Sezession.

 

Sein malerischer Stil entwickelte sich aus dem Realismus der Achenbachschen Schule. Er malte zunächst sonnige Ebenen und Ufergelände, die er mit Staffagefigürchen belebte. Dann wandte er sich dem französischen Impressionismus zu, dessen Eigentümlichkeiten man in diesem Bild bereits erkennt. 


Heuernte im Reichenbachtal

__________Schenkung 1918_________

Taunus,1916 • signiert unten rechts „Philipp Franck 1916“ • Öl auf Leinwand • 110cm x 148cm • abgegeben ans Museum am Ostwall   

 

Vor dem Hintergrund eines ansteigenden Höhenzuges liegen, durch Baumreihen getrennt, reife Getreidefelder, die von mehreren Männer und Frauen mit Sensen gemäht werden. Die lebhafte Farbigkeit deutet den Herbst an.

Philipp Franck (geb. 1860 in Frankfurt/Main, gest. 1944 in Berlin), Maler und Radierer, studierte zunächst in Frankfurt 1877 - 79, danach schloss er sich der Malerkolonie Kronberg/Taunus an, wechselte 1881 an die Düsseldorfer Akademie. 1887 lebte er in Potsdam, Würzburg und Halle, wurde 1892 als Lehrer an die königliche Kunstschule in Berlin berufen, wo er 1915 die Leitung für fast drei Jahrzehnte übernahm. Franck war Mitbegründer der Berliner Sezession, unter dem Einfluss Max Liebermanns wandte er sich dem Impressionismus zu. Malte er zunächst hauptsächlich Landschaftsbilder, wandte er sich später dem Thema „Kleine Leute“ oder anderen ländlichen Themen zu.

 

1918 erworben mit der Unterstützung Privater.


Arbeiter, Suppe essend

__________Schenkung 1925_________

Berlin 1924

 

Das Gemälde ist verschollen.


Der Mensch

__________Schenkung 1926_________

Öl auf Leinwand • 1,50 cm x 1,20 cm • erworben auf der

I. Westfälischen Kunst- Ausstellung in Dortmund 1926

 

Ein Mann hockt mit gefalteten Händen zusammengekauert an einer Böschung, eine Haltung, die Angst und Verzweiflung ausdrückt.

 

Walter Renzing (geb. 1884 in Barmen, Sterbedatum unbekannt), Maler, Lithograph und Silhouettenschneider, verlebte seine Jugend in Iserlohn und Soest, bevor er die Akademie in Düsseldorf besuchte und sich 1927 in Hamburg niederließ. Sein Werk besteht hauptsächlich aus religiösen Motiven, aber auch aus Porträt- und Landschaftsmalerei. 


Winterlandschaft im Sauerland

__________Schenkung 1930_________

Düsseldorf (?); 1923 • signiert unten rechts „M. Clarenbach, 1923“ • Öl auf Leinwand • 80cm x 100cm • Herkunft unbekannt; abgegeben ans Museum am Ostwall

 

Das stimmungsvolle Winterbild zeigt eine weite, schnee-bedeckte Gebirgslandschaft. Von einer Anhöhe aus blickt man auf ein Dorf in einem Tal. Dahinter erheben sich die Bergrücken des Hochsauerlandes. Alles wirkt ruhig, durch den dunklen Himmel fast melancholisch.

Max Clarenbach (geb. 1880 in Neuss, gest. 1952 in Wittlaer bei Neuss), Maler, besuchte von 1894-1901 die Düsseldorfer Kunstakademie als Schüler von Dücker und Privatschüler Wendlings. Seit 1901 war er in Wittlaer ansässig. Schon recht früh erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, u.a. 1903 die goldene Medaille in Wien und Buenos Aires und die goldene Staatsmedaille in Berlin 1907. Er wurde in der Frühphase seines Schaffens von niederländischen Meistern, ab 1905 von

französischen Impressionisten beeinflusst. 

 

Von 1917-1945 war er Professor an der Düsseldorfer Akademie der Künste. 


Die Verlassene

__________Schenkung 1931_________

signiert unten links „Alfred Sohn-Rethel“ • Öl auf Leinwand • 151cm x 100cm • erworben aus Dortmunder Privatbesitz • abgegeben an das Museum am Ostwall

 

In dem dunklen, kargen Raum sitzt vor einer alten Frau, die dem Betrachter den Rücken zuwendet, eine Frau, die ihr Kind nährt. Ihr fahles Antlitz und der abschweifende Blick deuten auf einen Schicksalsschlag hin. Obwohl sie abgehärmt aussieht, wirkt sie durch ihre Größe heroisch. Sie ist eine Arbeiterfrau, die gleichzeitig eine Madonna darstellt.

Alfred Sohn-Rethel (geb. 8.2.1875 in Düsseldorf, Sterbedatum unbekannt) studierte schon in jungen Jahren an der Akademie in Düsseldorf, die er um 1895 verließ. Genrebilder, die sich durch einen klaren Bildaufbau und eine exakte Wiedergabe der Details auszeichnen, gehören zu seinen frühen Werken.

Anfang 1897 reiste er nach Paris. Hier entwickelte er ein sensibles Farbempfinden und die malerische Behandlung der Bildinhalte und löste sich damit von der Düsseldorfer Tradition.

Sohn-Rethel gehörte 1909 mit seinem Bruder Carl, ebenfalls Maler, und Max Clarenbach zur Düsseldorfer Künstlergruppe „Sonderbund“, die zunächst enge Kontakte zum Galeristen Alfred Flechtheim pflegte; später brach diese Gruppe auseinander.


Feldblumen

__________Schenkung 1932_________

Dortmund,1930 • signiert: „PS 1930“ • Öl auf Leinwand • 104 cm x 86 cm • angekauft auf der Ausstellung “Westfälische Künstler und Kunstfreunde“, Dortmund 1931 • abgegeben an das Museum am Ostwall • verschollen

  

In einer Vase, vor der einige Fliegenpilze liegen, sind verschiedene feinblütige Feldblumen in sehr naturalistischer Weise dargestellt.

Paul Hermann (Paulhermann) Schoedder (geb. 1887 in Iserlohn, gest. 1971 in Allendorf/Sauerland), Maler und Radierer, begann 1908 das Studium der Kunstgeschichte und Philosophie in Leipzig. 1910 ließ er sich in München nieder, wo er ein Jahr später die Kunstakademie besuchte; 1912 und 1914 erhielt er für seine Arbeiten Auszeichnungen. Nachdem er als Kriegsfreiwilliger im Ersten Weltkrieg teilgenommen hatte, kehrte er 1919 nach München zurück und wurde Meister-schüler. 1921-1927 arbeitete er als freier Künstler. Von 1927 an war Schoedder Lehrer für figürliches Zeichnen und Malen an der Kunstgewerbeschule in Dortmund. In den Jahren 1934-1937 war er künstlerischer Leiter des „Hauses der Kunst“, dem ehemaligen Prioratsgebäude des Katharinenklosters, und Mitglied der Jury für die „Große Westfälische Kunstausstellung“ im Jahre 1934.

 

Rolf Fritz ehrte ihn anlässlich seines fünfzigsten Geburtstages mit einer Ausstellung seiner Bilder. Nach dem Zweiten Weltkrieg unterrichtete er an der Werkschule Dortmund die Fächer Malerei, Anatomie, Kunstgeschichte und Zeichnen. Seinen Ruhestand verbrachte Schoedder u. a. in Namibia.


Porträt Herzog Adolf von Schleswig

__________Schenkung 1933_________

Niederlande oder Norddeutschland um 1550 • nicht signiert • Öl auf Holz • Herkunft unbekannt • getauscht

 

Ein Edelmann sitzt vor einer Balustrade an einem Tisch, in der linken Hand hält er seine Handschuhe. Die schwarze Kleidung lässt trotz des weißen Spitzenkragens und der goldenen Kette das Bild ernsthaft und würdig erscheinen.

Dieses Porträt war ursprünglich dem münsterischen Maler Ludger tom Ring dem Jüngeren (1523-1584) zugeschrieben, von Riewerts/Pieper mit Recht als nicht von tom Ring stammend bezeichnet. Da es den Herzog Adolf von Schleswig darstellt, wurde es mit Zustimmung des Oberstadtdirektors vom 19.9.1963 an das schleswig-holsteinische Landesmuseum in Schleswig abgegeben. Dieses bezahlte dafür im Tausch die Rechnung der Kunsthandlung Malmede über 8.000.- DM für das Frauenporträt von Vermeijen.


Hattingen

__________Schenkung 1934_________

Westfalen • signiert unten rechts „Jas. Harn“ • Öl auf Leinwand • 60cm x 100cm • Herkunft unbekannt • abgegeben an das Museum am Ostwall  


Stammbaum der Familie von Büren

__________Schenkung 1938_________

Westfalen, 18. Jahrhundert, nicht signiert • Öl auf Leinwand • 160 cm x 97 cm • erworben aus Privatbesitz  

 

Nach Art der Wurzel Jesse liegt der Stammvater am Boden, darüber erhebt sich der Baum mit zahlreichen Medaillons der Nachfahren. Rechts und links stehen Personen vor einer Landschaft. Die Inschriften, die z. T nur noch schwer entzifferbar sind, lauten unten rechts: STEMNAILLUSTR FAMILIAE BURENSIS AL...... ANTIQUIS COM..... DE PON.....OR...... Unter den Personen erkennt man die Buchstaben: links: S. MEINULPHIUS REG: BURENSIS ELORIUT A ..770 und rechts:

S.ENGELBERTUS ARCH.CO.. DD CONSANG SUAM COMDE KESSELE BERT. 3 BARONI IN BUREN Ao 1222.

Die Inschrift des Stammvaters ist nicht zu entziffern.

Die Edelherren von Büren, die einst in Diensten der Paderborner Kirche standen und zu Macht und Ansehen kamen, haben ihre Wurzeln im 12. Jahrhundert. Sie besaßen umfangreichen Güterbesitz und übten als Großvögte der Paderborner Kirche die Jurisdiktionsgewalt aus.

 

Im 13. Jahrhundert dehnte sich ihr Herrschaftsrecht weiter aus. Ihre Bemühungen, diese z. T. weitreichenden Rechte zu einer landesherrlichen Gewalt zu vereinen, liefen auf eine Konfrontation mit den Paderborner Fürstbischöfen in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts hinaus. Mitte des 14. Jahrhunderts begann der Niedergang der Edelherren von Büren, die sich am Ende des 13. Jahrhunderts in drei Linien aufgeteilt hatten. Zahlreiche Fehden mit dem kriegerischen Adel der Umgebung zwangen sie zur Veräußerung ihres Familiengutes. Im Jahre 1661 starb der letzte der Herren von Büren, Moritz von Büren. Mit seinem Bildnis endet der Stammbaum. Den Besitz erhielt der Jesuitenorden in Trier, dem er beigetreten war. Dieser Orden errichtete in Büren zunächst eine kleine Niederlassung, die durch ein prächtiges Kollegiengebäude ersetzt wurde.


Die Macht der Liebe

__________Schenkung 1939_________

Deutschland, 1838 • signiert auf einer bräunlichen Stelle links von der Mitte: „Grünewald 1838“ (heute vom Keilrahmen verdeckt) • Öl auf Leinwand • 76,5 cm x 90 cm • erworben aus einer Berliner Galerie  

 

Dieses Bild mit einer eigentümlichen, märchenhaften Waldszene und einem puttohaften, entschlossenen Amor, der auf einem menschengesichtigen Löwen reitet und einen Blick auf eine still vergnügte Quellnymphe wirft, könnte die Interpretation einer literarischen Vorlage sein.

 

Ferdinand (Heinrich Ferdinand) Grünewald (geb. 1802 zu Grossenhain, gest. 1849 in Dresden), Bildnismaler und Lithograph, war Schüler an der Dresdener Akademie und setzte sich nach dem Vorbild seines Lehrers Moritz Retsch mit der Weltliteratur von Shakespeare bis Schiller auseinander. In diesem Zusammenhang entstand wahrscheinlich auch dieses Gemälde, das längere Zeit als verschollen galt. Später wandte er sich hauptsächlich der Bildnislithographie zu.


Familienbild

__________Schenkung 1941_________

Schweiz (?), 1838 • signiert unten links „E. Boutibonne 1838“ • Öl auf Leinwand • 65cm x 52,5cm • erworben aus einer Düsseldorfer Galerie

 

Das vorliegende Porträt einer heute unbekannten Familie zeigt sie im Freien, die Kinder beim Adlerschießen mit der Armbrust. Das Bild ist gleichzeitig als Stammbaum angelegt:

Die Mutter und vor allem der Vater verlängern gleichsam die Wurzel des Baumes, vor dem sie sitzen, die Kinder sind die Verzweigungen. Der älteste Sohn steht vereinzelt, aufrecht gespannt, mit dem Rücken zum Betrachter, und blickt sich zu seinen Eltern um. Er ist der Nachfolger des Vaters und damit ein „neuer Baum“, den der Vater mit seinen visionär ins Weite gerichteten Blick erhofft.

Charles Edouard Boutibonne (geb. 1816 in Budapest, gest. 1897 in Wilderswil bei Interlaken, Schweiz), Porträt- und Genremaler, war Schüler des Wiener Porträtmalers Ammerling, später widmete er sich der Bildnismalerei und verkehrte in aristokratischen Kreisen. Er machte sich einen Namen als Porträtist. Die Höhepunkte seiner Karriere waren die Ver-leihung der Goldmedaille im Pariser Salon 1847 und die Anfertigung der Porträts der Königin Viktoria und des Prinzgemahls Albert 1854.

 

Das Familienbild Boutibonnes ist eines der eindrucksvollsten Zeugnisse dieses Sujets, das im Biedermeier sehr beliebt war.


Maja

__________Schenkung 1942_________

Düsseldorf (?), 1939 • signiert unten rechts: „Pudlich 39“ • Öl auf Leinwand • erworben aus einer Düsseldorfer Galerie • bei einem Bombenangriff auf den Dortmunder Güterbahnhof verbrannt

 

Das Bild ist lediglich auf einer Schwarzweißfotografie überliefert. Es zeigt ein Mädchen mit Zöpfen, das einen karierten Stoffelefanten im Arm hält. Das Mädchen scheint mit einem Schlafanzug bekleidet zu sein.

Robert Pudlich (geb. 1905 in Dortmund, gest.1965 in Düsseldorf), Maler, Grafiker, Illustrator und Bühnenbildner, studierte 1924-26 an der Düsseldorfer Akademie und bildete sich auf Reisen nach Paris, Marseille und Brügge weiter. Er war Mitglied der Gruppen „Das junge Rheinland“, „Rheingruppe“ und des „Deutschen Künstlerbundes“. 1939 erhielt er den Corneliuspreis der Stadt Düsseldorf. Nach dem Kriege entwarf er Bühnenbilder und Kostüme für Inszenierungen von Gustav Gründgens u. a. in Düsseldorf und Hamburg. Auch zahlreiche Wandmalereien zählen zu seinem Werk.


Brustbild eines jungen Mannes in barocker Tracht - Studie

__________Schenkung 1943_________

nach 1852 (?) • nicht signiert • Öl auf Papier oder Pappe • 11,8cmx10,2cm • erworben aus dem Dresdener Kunsthandel

 

Diese Studie zeigt einen jungen Mann in barocker Tracht. Er trägt ein dunkles Barett, einen schwarzen Rock mit weißem Kragen, über dem Rock eine rote Schärpe. Die Pose und der Habitus drücken das Bestreben nach einer gewissen Eleganz aus.

Wilhelm Busch (geb. 1832 in Wiedensahl bei Hannover, gest. 1908 in Mechtshausen), Dichter, Zeichner, Maler, besuchte von 1847-1851 die polytechnische Hochschule in Hannover, dann die Kunstakademie in Düsseldorf.

1852 wechselte er an die Academie Royale des Beaux Arts in Antwerpen. Dort lernte er die niederländischen Maler des 17. Jahrhunderts kennen. Besonders Rubens, Teniers, Brouwer und Frans Hals beeindruckten ihn nachhaltig.

Ab 1854 wurde er an der Königlichen Akademie der Künste in München unterrichtet. Die Auseinandersetzung mit der großen Kunst der vergangenen Jahrhunderte brachte ihn in ständigen Zwiespalt zwischen Wollen und dem eigenen Vermögen. Wahrscheinlich suchte Busch in der Wahl des kleines Formates und der Unverbindlichkeit der skizzenhaften Darstellung diesen Konflikt zu umgehen. Sein malerisches Werk ist deshalb auch zu Lebzeiten fehlbewertet und verkannt worden. Heute gelten vor allem seine Landschaften als Wegbereiter des Impressionismus in Deutschland.

 

Für H. W. Grohn  orientiert sich diese Studie am Vorbild Frans Hals, den Busch als „seinen auserwählten Liebling“ alter Malerei bezeichnet


Sommerabend am Nemisee

__________Schenkung 1955_________

Italien, um 1830 • nicht signiert • Öl auf Leinwand • 70 cm x 120 cm • erworben aus einer Münchner Galerie   

 

Eingetaucht in sommerliches Abendlicht breiten sich die Ausläufer der Albaner Berge im Hintergrund aus. Der Nemisee ist von steil aufragenden Felswänden umgeben. Auf der linken Seite liegt das Städtchen Nemi, rechts in der Feme der Ort Genzano. Durch die Laube hindurch geht der Blick über den See in die weite Ebene bis zum Meer. Auf dem Mauersockel einer schattigen Weinlaube hat ein junges Paar Platz genommen. Die junge Frau lauscht, die linke Hand auf die Schulter des Mannes gelegt, den Klängen der Laute. Neben ihnen hat sich ein kleiner Hund niedergelassen.

Viele deutsche Künstler haben diesen Ort besucht und gemalt. Die Zuschreibung wird durch die unterschiedliche Qualität der Figuren- und Landschaftsmalerei erschwert. Die Gestalten wirken plump und ungelenk, während in der Landschaft gekonnt die Atmosphäre eines schönen Sommerabends eingefangen ist.

Es könnte von Joseph Berckmüller stammen, der 1833 ein Aquarell mit dem gleichen Ausschnitt anfertigte.


Herzogin Luise von Sachsen-Weimar

__________Schenkung 1956_________

Weimar, um 1775/80 • nicht signiert • Öl auf Leinwand • 66 cm x 55,2 cm • erworben aus einer Galerie

 

Die Herzogin Luise von Sachsen-Weimar ist als künstlerisch tätige und gebildete Frau dargestellt. Bezeichnend dafür sind das aufgeschlagene Buch, der antike Kopf des Apolls, der Kreidehalter und die Malmappe. Ihr aristokratischer Stand wird durch die kostbare Kleidung und den roten Vorhang im Hintergrund unterstrichen. Luise von Sachsen-Weimar, geb. 1757, gest. 1830, Tochter des Landgrafen Ludwig XI. von Hessen-Darmstadt, heiratete 1775 den Herzog bzw. Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach (1757-1828). Dieser, ein Großneffe Friedrich des Großen, war einer der bekanntesten Thüringer Fürsten, vor allem die Freundschaft mit Goethe hat ihn zu einer Person von kulturhistorischem Interesse werden lassen. Seine Frau jedoch wird als herb, scheu und abweisend beschrieben, die Ehe war eher unglücklich. Luise zog sich daher in „kulturvolle Einsamkeit“ zurück.

Georg Melchior Kraus (geb. 1737 in Frankfurt/Main, gest. 1806 in Weimar), Maler und Radierer, war Schüler von Johann Heinrich Tischbein d. Ä.. Mit Goethe und Lavater hielt er sich 1774 bei der Familie von Stein in Nassau auf. Über diese Familie gelangte er nach Weimar, wo ihm der Zugang zum Fürstenhaus gewährt wurde. Dort nahm er an der „Freitagsgesellschaft“ der sehr kunstbeflissenen Schwieger-mutter Luises, Herzogin Anna Amalia, teil. Er beschäftigte sich wahrscheinlich schon seit 1775 mit den Vorbereitungen zur Gründung der herzoglichen Kunstschule, deren Leitung er 1776 übernahm. Kraus war auswärtiges Mitglied der Kunst-akademien zu Berlin, Kassel und Wien und seit 1780 herzoglich-weimarischer Rat. Besonders interessant ist seine Beziehung zu Goethe, der angeblich wegen der Schilderungen Krauses nach Weimar gekommen sein soll. Sein bildnerisches Werk gilt als Dokument der ästhetischen Auffassung, die im engsten Kreis um Goethe vertreten wurde.


Felsenlandschaft

__________Schenkung 1973_________

Düsseldorf, 1838/39 • signiert links unten „A. Achenbach fecit 1838 Düsseldorf November“ unten Mitte: „A. Achenbach fecit 1839 Düsseldorf a. Rh.“ • Öl auf Leinwand • 168cm x 228cm • erworben aus dem Kölner Kunsthandel   

 

In einer pathetischen Landschaft mit felsigem Hochplateau, das mit feinem Neuschnee bedeckt ist, hocken zwei Adler auf einem Baumstamm. Vor ihnen verläuft ein vereister Bach. Dahinter erhebt sich steil ein von Wolken verhangenes schroffes Felsengebirge.

Dieses Bild ist eine Komposition mehrerer Landschaftsskizzen aus dem Hunsrück, entstanden ein Jahr vor einem längeren Aufenthalt in Norwegen. Um die Realitätseffekte zu steigern und den Eindruck der Unberührtheit zu verstärken, fügte Achenbach abgestorbene Baumstümpfe und Raubvögel hinzu. So entspricht dieses Bild einer überhöhten Vorstellung des Nordens als mythologischer Landschaft.

Andreas Achenbach (geb. 1815 in Kassel, gest. 1910 in Düsseldorf), Landschaftsmaler, besuchte schon als 12jähriger die Düsseldorfer Akademie. 1836 wechselte er nach München, da er sich, wie viele andere Düsseldorfer Maler, gegen die Berliner Schüler von Schadows zurückgesetzt fühlte, kehrte aber 1839 nach Düsseldorf zurück, erhielt dort 1859 die Professur, war Mitglied zahlreicher Akademien und wurde zum Ehrenbürger Düsseldorfs ernannt. Durch seine zahlreichen Auslandsaufenthalte in Russland, Dänemark, Norwegen, Schweden, Holland, Frankreich und Italien entstanden vor allem seit den dreißiger Jahren zahlreiche Landschaftsbilder, wobei er den nordischen Gebirgslandschaften besondere Aufmerksamkeit schenkte.

 

1973 erworben mit der Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen.


Blick auf den Sibyllentempel und die große Kaskade in Tivoli

__________Schenkung 1993_________

Italien, 1779 • signiert unten rechts: „Ph. Hackert pinx. 1779“

auf dem Stein am Bildrand unten: „La grande Cascade a Tivoli avec le Temple de la Sibille“ • Öl auf Leinwand 87 cm x 64 cm • erworben aus einer Münchner Galerie

 

Nach der ersten Fassung eines Bildes aus dem Jahre 1796, das Goethe schon lobend erwähnte, entstand dieses Gemälde. Allerdings komponierte Hackert die einzelnen Landschafts-elemente unabhängig von ihrer tatsächlichen Gegebenheit. In diesem Fall versetzte er den Sibyllentempel auf die linke Seite des Wasserfalls des Anio, wodurch seine dramatische Wirkung gedämpft wird.

Jacob Philipp Hackert (geb. 1737 in Prenzlau, gest. 1807 in

S. Piero di Careggi bei Florenz) lernte zuerst bei seinem Vater, bevor er 1754 in die Königliche Akademie von Berlin eintrat. Von seinem Lehrer Le Sueur im Geiste der klassizistischen Landschaftskunst des 17. Jahrhunderts erzogen, reiste er 1762-1766 nach Stralsund, Schweden, Paris und die Normandie. 1768 gelangte er mit seinem Bruder Johann Gottlieb nach Rom. Mit Goethe, den er 1787 in Neapel traf, verbrachte er einige Zeit in Tivoli bei Rom. Dieser war ein großer Bewunderer seines künstlerischen Schaffens und wurde Hackerts erster Biograph.

 

Das Gemälde wurde1993 mit Unterstützung des Kultusministeriums des Landes Nordrhein-Westfalen erworben.


Morgenstimmung am Albaner See

__________Schenkung 1993_________

Italien, um 1830 • nicht signiert • Öl auf Leinwand • 56 cm x 74 cm • erworben aus einer Münchner Galerie

 

Hoch über dem Albaner See, der in eine leichte Morgenröte getaucht ist, erhebt sich ein Fels mit einer Kirche. Catels lasierende Malweise ist ein hervorragendes Mittel, um die dunstige Atmosphäre und das sanfte Licht eines Sommermorgens zu beschreiben.

Franz Ludwig Catel (geb. 1778 in Berlin, gest. 1856 in Rom), Landschafts- und Genremaler, beschäftigte sich anfangs mit Holzbildnerei und Buchillustrationen, bevor er 1806 ordentliches Mitglied der Berliner Akademie wurde. Ein Jahr später ging er mit seinem Bruder nach Paris, wo er sich ganz auf die Ölmalerei konzentrierte. 1811 wechselte Catel nach Rom. Mit Schinkel, Begas und Heß zeichnete er auf Wanderungen und Reisen Naturstudien, die im Atelier zur Komposition der Gemälde mit den für ihn typischen Licht-, Luft- und Wassereffekten dienten. Seine süditalienischen Motive und die gefällige Malweise machten ihn schon zu Lebzeiten zu einem berühmten und wohlhabenden Künstler. Nach seinem Tode wurde das Vermögen in eine Stiftung für junge deutsche und italienische Künstler umgewandelt.

 

Das Gemälde wurde1993 mit Unterstützung des Kultusministeriums des Landes Nordrhein-Westfalen erworben.


Die heilige Sippe

__________Schenkung 2008_________

Jan Baegert • (um 1465 Wesel – vor 1537)• um 1530• Tempera auf Eichenholz • 69 x 149,5 cm

 

Darstellungen der Heiligen Sippe und damit der Verwandtschaft Marias wurden vor allem um 1500 enorm populär. Der Annenkult gehörte zur starken Marienverehrung der beginnenden Reformationszeit. Erst mit dem Konzil von Trient 1545 – 1563 wurde er verworfen.

Die Mitglieder der Hl. Sippe bestehen aus Anna, ihren drei Männern und den drei Töchtern aus diesen Ehen, die alle Maria genannt wurden und zur Unterscheidung die Namen ihrer Väter als Namenszusätze tragen. Zur Sippe gehören außerdem die Schwester Annas, Hismeria, und eine weitere Verwandte, Elisabeth, sowie deren Familien. Die Frauen sind meist allein durch die Zahl ihrer Kinder zu identifizieren.

Jan Baegert widmete sich diesem Motiv verschiedene Male. Das Dortmunder Gemälde gehört als eine Seite zu einem kleinen Altar, der auf der anderen Seite die Heiligen Johannes den Täufer und die Hl. Katharina mit einem Stifter zu Seiten der Gottesmutter Maria zeigt. Der gesamte Altar könnte in der Halle eines Hospizes gestanden haben.

Er wurde in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts in vier Teile gespalten und im Kunsthandel verkauft. Der Ankauf der Sippentafel und eine Dauerleihgabe der Hamburger Kunsthalle ermöglichten die Zusammenführung des gesamten Altares.