Plastik

Nur die "Jugend", das Geschenk zur Einweihung des ehemaligen Kunst und Gewerbemuseums am Ostwall im Jahre 1911, besteht aus Marmor, die übrigen sind aus Bronze.

 

Die Plastik Meuniers "Kopf eines Bergmannes" ist ein Geschenk der Museumsgesellschaft aus Anlass ihres 70jährigen Bestehens. 

Jugend

__________Schenkung 1912_________

Berlin, um 1905 • Marmor • 172 cm x 55 cm x 48 cm • angekauft vom Künstler • abgegeben ans Museum am Ostwall  

 

Ein nacktes Mädchen stützt sich mit der linken Hand auf einen rechteckigen Block. Der Körper ist leicht s-förmig geschwungen, kontrapostisch angelegt. Das Wesen dieser Plastik ist die Darstellung des Jugendlichen, des Erblühenden und des Schönen.

Wilhelm Wandschneider (geb. 1866 in Plau am See/Mecklenburg, gest. 1942 ebenda), Bildhauer, studierte von 1886-94 an der Berliner Akademie. Danach verbrachte er zwei Jahre im Ausland (Paris, Rom) kehrte nach Berlin zurück, wo er bis 1919 ausstellte. Er erhielt zahlreiche Ehrungen und wurde vor allem durch seine Denkmäler bekannt, so auch in Dortmund, z. B. das Kaiser Friedrich-Denkmal, das Bismarck-Denkmal in Dortmund-Marten, ein Bismarck-Denkmal am Südwall/Neutor und das Baeumer-Denkmal im ehemaligen Kaiserhain (die beiden letztgenannten Denkmäler sind heute nicht mehr vorhanden).


Sent M' Ahesa

__________Schenkung 1929_________

Worpswede, 1922 • unsigniert • Bronze • 156 cm x 70 cm x 47 cm • erworben vom Künstler • abgegeben ans Museum am Ostwall 

 

Der abstrahierte, fast blockhaft wirkende Körper der Tänzerin Sent M‘ Ahesa ist im Umriss geschlossen,

er beinhaltet die Form eines Dreiecks. Die Oberfläche ist nur wenig modelliert. Die leicht gegrätschten Beine lösen sich nicht vollplastisch aus dem Block heraus, sondern wirken reliefartig. Der rechte Arm schmiegt sich eng an den Körper, der linke ist nach hinten geführt. Die Tänzerin dreht sich fast unmerklich nach links, der Kopf ist in den Nacken gelegt; ihr ungerichteter Blick geht in die Ferne. Das Charakteristische dieser Plastik ist der Ausdruck, das Expressive; Merkmale, die Hoetger hier zum ersten Male anwendet, denn das künstlerische Interesse lag zuvor auf der Wiedergabe von Bewegungsabläufen. Die Tänzerin Sent M‘ Ahesa (bürgerlicher Name: Elsa von Carlsberg), die in ihren Tänzen ägyptische Bildwerke in Bewegung umsetzte, lebte ab 1917 etwa acht Jahre bei den Hoetgers in Worpswede.

 

Bernhard Hoetger (geb. 1874 in Hörde, gest.1949 in Interlaken/Schweiz), Bildhauer, Maler, Grafiker, Architekt, verließ 1888 die Volksschule, um eine vierjährige Lehre als Bildhauer anzutreten. Im Anschluss daran ging er ein Jahr lang auf Wanderschaft, bevor er über Berlin nach Dortmund zu seinen Eltern zurückkehrte und als technischer Leiter in einer Kunsttischlerei in Wiedenbrück arbeitete. Hoetger schloss sein Einjährigen-Examen ab und begann 1897 mit dem Studium der Bildhauerei und Architektur an der Düsseldorfer Akademie. 1899 wurde er dort zum Meisterschüler examiniert und reiste ein Jahr später nach Paris, wo er zunächst von August Rodin

beeinflusst wurde. Ab etwa 1905 ist eine Abkehr vom Impressionismus hin zu geschlossenen, verdichteten Formen nach dem Vorbild Anstide Maillols zu bemerken. 1905 heiratete er Lee (Helene) Haken, lebte mit ihr für einige Zeit in Deutschland, arbeitete aber weiter in Paris. 1911 erhielt er die Professur an der Künstlerkolonie in Darmstadt, lebte dann im Zeitraum von 1913-1931 als freier Künstler in Worpswede. Dort entwickelte er auch starke Ambitionen zur Architektur, die sich in einer Vielzahl von Werken äußern. 1932-1934 lebten die Hoetgers in Rom, kehrten dann aber wieder nach Deutschland (Berlin) zurück. 1937 wurden seine Arbeiten als „entartete Kunst“ aus den Museen entfernt. Nach der Zerstörung seines Hauses in Berlin lebte er mit seiner Frau in Eichendorf in Bayern, bis beide 1948 in die Schweiz zogen.


Nurmi, der Läufer

__________Schenkung 1930_________

Berlin, 1924 • auf der Platte signiert und betitelt; Gießerstempel (Noack) hinten rechts an der Platte • Bronze • 43 cm x 16 cm x 35 cm • Herkunft unbekannt • abgegeben ans Museum am Ostwall  

 

Der Läufer ist dargestellt in der Übergangsphase zweier Bewe-gungen. Der rechte Fuß setzt auf den Boden auf, während das linke Bein rückwärts bis zur Hüfthöhe schwebt. Im nächsten Augenblick wird er das Gewicht auf das rechte Bein verlagern und den rechten Arm nach oben reißen. Der Höhepunkt der einen Bewegung ist abgeschlossen, die nächste wird einge-leitet. Im harmonischen Bewegungsablauf, im unmerklichen Übergang von einer Phase zur anderen, wirkt die Figur geschlossen und ruhig.

Der finnische Langstreckenläufer Paavo Nurmi erzielte zwischen 1920 und 1928 neun Olympiasiege. Dazu kommen noch 20 anerkannte und 9 inoffizielle Weltrekorde, die ihn zum erfolgreichsten Langstreckenläufer der Welt machten.

Für diese Figur erhielt Sintenis 1932 den Olympiapreis.

Renee Sintenis (geb. 1888 in Glaz (Schlesien), gest. 1965 in Berlin), Bildhauerin, studierte von 1908-12 an der Kunst-gewerbeschule in Berlin und arbeitete seit 1912 im eigenen Atelier. 1931 wurde sie Mitglied der Preußischen Akademie der Künste, doch schon drei Jahre später wegen ihrer jüdischen Großeltern ausgeschlossen. 1944 wurden ihr Atelier und die darin befindlichen Kunstwerke durch Brandstiftung zerstört. 1948 erhielt sie einen Lehrauftrag an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin-Charlottenburg und wurde 1955 zur ordentlichen Professorin ernannt.

 

Im Museum für Kunst und Kulturgeschichte befinden sich einige der für Sintenis typischen Kleinplastiken junger Tiere.


Fußballspieler

__________Schenkung 1931_________

Berlin, 1927 • signiert neben dem Fuß auf der Platte, Gießerstempel (Noack) links an der Platte Exemplar 12/20. • Bronze 41 cm x 15,5 cm x 36 cm • erworben aus dem Düsseldorfer Kunsthandel • abgegeben ans Museum am Ostwall  

 

Der Fußballspieler steht auf dem äußersten Ballenrand des linken Fußes, das rechte Bein ist fast waagerecht in die Höhe geschleudert; der Torso leicht nach rechts gedreht, der rechte Arm rückwärts gestreckt. Hier ist der entscheidende Moment des Schusses auf ein imaginäres Tor dargestellt.


Beniamino Gigli

__________Schenkung 1932_________

Berlin, 1925 • nicht signiert • Bronze, Stukko • 33 cm x 24 cm x 19 cm • erworben aus dem Düsseldorfer Kunsthandel • abgegeben ans Museum am Ostwall

 

Dieses plastische Abbild Giglis wirkt besonders durch die impressionistische Oberflächenbehandlung. Der italienische Sänger Beniamino Gigli (1890-1957) war 1914 als lyrischer Bühnentenor bekannt und neben Caruso der berühmteste Tenor seiner Zeit.

Ernesto de Fiori (geb. 1884 in Rom, gest. 1945 in Sao Paulo), Bildhauer, Maler und Zeichner, begann seine Laufbahn 1903 zunächst als Maler in München, arbeitete 1908/09 in London, danach zwei Jahre in München. Von 1911-14 lebte er in Paris, wo er sich unter dem Einfluss von Haller sowie den Werken Maillols und Dega der Bildhauerei zuwandte, ohne jedoch die Malerei gänzlich aus den Augen zu verlieren.

1914 lebte er in Berlin und erwarb die deutsche Staatsbürger-schaft. 1916/17 zog er als deutscher Soldat in den Krieg.

1917-20 verlegte er seinen Wohnsitz nach Zürich. Seit den zwanziger Jahren wohnte er abwechselnd in Berlin und Herrsching (Ammersee). 1936 wanderte de Fiori nach Brasilien aus.


Porträtkopf Adolf Hitler

__________Schenkung 1934_________

Dortmund, 1933 • Bronze • wahrscheinlich etwas überlebensgroß • erworben vom Künstler;  verschollen

  

Die Hitlerbüste, für die kein öffentlicher Auftrag vorlag, ist nach dem Tode von Bagdons vom Dortmunder Bildhauer Herbe-rechter in mehreren Bronzeabgüssen hergestellt worden, die in einzelnen Stadtämtern Aufstellung fanden.

Auch Gipsabgüsse der Büste von Bagdons sind durch Herbe-rechter angeboten worden.

Friedrich („Fritz“) Bagdons (geb. 1878 in Kowarren bei Darkehmen/Ostpreußen, gest.1937 Dortmund) begann seine Ausbildung als Holzbildhauer in Königsberg, bevor er 1895 -1902 Bildhauerei an der Unterrichtsanstalt des Berliner Kunstgewerbemuseums studierte. Seit 1906 leitete er die Bildhauerklasse der Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Dortmund und erhielt private und öffentliche Aufträge, etwa für den Eisernen Reinoldus, für zahlreiche Kriegerdenkmäler (z. B. Hohensyburg), Porträtbüsten und Bauplastiken. Er wurde Mit-glied der Vereinigung westfälischer Künstler und Kunstfreunde, die seit 1926 die Westfälischen Kunstausstellungen aus-richteten. Auf seine Anregung trat die 1925 gegründete Künstlergenossenschaft der Reichsgenossenschaft bildender Künstler bei, deren neu entstandene Bezirksgruppe er ab 1928 leitete. 1929 gründete sich unter seiner Mitwirkung der Gauverband Westfalen innerhalb der Reichsgenossenschaft, dessen Vorsitz er bis 1933 übernahm. Dann wurde er vor-übergehend von diesem Amt enthoben und für ein Jahr mit Berufsverbot belegt. Danach schuf er u.a. eine Hindenburg-Porträtstatue und hatte 1937 eine Göring-Porträtbüste in Arbeit, die er jedoch nicht vollenden konnte.


Kopf eines Bergmannes

__________Schenkung 1978_________

Brüssel, um 1870 (?); • signiert auf dem Axtblatt: „C. Meunier“, unter dem linken Arm: „B. Verbeyst, Fondeur, Bruxelles“ • Bronze • 53,7 cm x 48,2 cm x 40,2 cm • erworben aus dem Münchener Kunsthandel  

  

Die Büste zeigt einen Bergmann mit Helm und geschulterter Axt, der selbstbewußt in die Ferne blickt.

Constantin Emile Meunier (geb. 1831 in Etterbeek/Brüssel, gest. 1905 in Ixelle/Brüssel), Bildhauer, Maler und Grafiker, war Schüler seines Bruders Jean Baptist, des Bildhauers Fraikin und des Malers Navez. Zunächst überwog die Malerei mit religiösen Motiven, 1886 trat die bildhauerische Tätigkeit in den Vordergrund. Meunier, selbst betroffen durch Schicksals-schläge, stellte das Leben der Arbeiter in ihrer Erschöpfung und mit ihren Entbehrungen dar. Es sind die belgischen Bergarbeiter, die er an ihren Arbeitsstätten besuchte und studierte. Seine Bronzeplastiken stellen allerdings keine naturalistischen Gestalten dar, sondern verkörpern einen Typus: den stolzen Heroen der Arbeit


Der Schmied

__________Schenkung 1991_________

Berlin, um 1905 • nicht signiert • Bronze • 70 cm x 19 cm x 21 • erworben aus Privatbesitz

 

Die Bronzeplastik besteht aus drei Teilen: der Schmied mit dem Hammer, der Amboss und das Zahnrad. Es handelt sich um eine allegorische Darstellung der Industrie.

Franz Iffland (geb.1856 oder 1862 in Berlin, gest.1933 oder 1935 in Berlin, genaue Lebensdaten nicht bekannt), Bildhauer in Berlin, fertigte hauptsächlich Porträtbüsten oder Genrefiguren (besonders Bronzestatuetten) und nahm an Ausstellungen der Berliner Akademie von 1886-92 teil.