Da sie besonderen konservatorischen Bedingungen unterliegen, werden sie nur selten in der Ausstellung gezeigt. Der Kupferstich des Boetius Bolswert mit der Darstellung des reichhaltigen neuzeitlichen Kücheninterieurs wurde anlässlich der Eröffnung des Kochbuchmuseums gestiftet.
Die "Zeichenakademie des Baccio Bandinelli" von Enea Vico ist zugleich mit dem Polyphon zur Eröffnung des Museums in der Hansastraße geschenkt worden.
Düsseldorf (?), um 1940 • signiert: „Pudlich 34/70“ Büttenpapier • 37 cm x 50 cm • Herkunft unbekannt • abgegeben ans Museum am Ostwall
Auf acht Lithographien sind in feinen grauen Tönen unterschiedliche Studien zu Personen und Atelierszenen wiedergegeben, z. B. zwei Frauenakte, zwei Tänzer, ruhende Frau, Kind mit Bär und Tänzerinnen.
Düsseldorf, um 1940 • signiert: „Pudlich“ (von den ehemals 10 Lithos sind nur noch 9 vorhanden) • Papier • 52 cm x 65,5 cm • Herkunft unbekannt • abgegeben ans Museum am Ostwall
Der Inhalt der Mappe besteht vorwiegend aus Landschafts-darstellungen (Gärten, Gärten in Hinterhöfen mit und ohne Personendarstellungen, Hinterhöfe) und einer Chromolithographie.
Ähnliche Darstellungen sind als Buchillustrationen verwendet worden.
Italien, um 1550 nicht signiert • Papier (Bütten) • 30,2 cm x 47,2 cm erworben aus dem Düsseldorfer Kunsthandel
Dieser Kupferstich zeigt einen Raum der Akademie des Baccio Bandinelli (1493-1560), des berühmten florentinischen Bildhauers und Malers, der als bevorzugter Künstler der Medici bedeutende Aufträge erhielt.
Einige seiner Schüler sitzen links vor einem Kamin, die anderen auf der rechten Bildseite an einem Tisch. Bandinelli selbst ist dargestellt in der Figur des älteren Mannes, der ein Ritterkreuz auf seinem Gewand trägt (1529 wurde Bandinelli Ritter von S. Iago). Darüber befindet sich auf dem Kamin neben Büchern und Gipsfiguren ein aufgeschlagenes Buch mit der Inschrift: „Baccius Bandinelli invent“. Unten links auf der Seite liest man: „Romae Petrus Paulus Palumbus formis“.
Enea Vico (geb. 1523 in Parma, gest. 1567 in Ferrara), Kupferstecher und Numismatiker, wurde wahrscheinlich in Rom unterrichtet. Gegen 1565 hielt er sich in Ferrara auf, um im Auftrage Alfonsos II, den Stammbaum des Hauses Este zu stechen. Zu seinen wichtigsten Blättern, deren Umfang auf 494 bis 503 Exemplare geschätzt wird, gehört die Zeichenschule des Bandinelli, die auch von anderen Künstlern als Kupferstiche vorliegen.
Berlin, 1820 Papier nicht signiert • Papier • Blatt: 49,5 cm x35, 8 cm; Platte: ca. 40 cm x 30 cm (Zeichnungen unterschiedlich) • erworben aus dem Kunsthandel
1. Seite „Darstellung der Königl. Preußischen Infanterie in 36 Figuren, woraus die Uniformierung eines jeden Armee-Corps, die Abzeichen einer jeden Charge, und die im Exercier-Reglement für die Infanterie vorgeschriebene Stellung des Mannes, der Marsch, die Haltung und Griffe mit dem Gewehr etc. zu entnehmen sind.
Auf Befehl Sr. Majestät des Königs nach der Natur gezeichnet von Friedrich Lieder und in Aqua Tinta gestochen von Professor Jügel.“ „Berlin, bei L. W. Wittich 1820“
2. Seite: Inhalt: No.1. Stellung des Mannes. - 2. Marsch. - 3. Stellung unter dem Gewehr. - 4. Präsentiren. - 5. Schultern. Gewehr auf und ab. - 6. Gewehr über und ein Tambour. - 7. Chargirung. - 8. Schiessen. - 9. Eine Chargier-Rotte. - 10.
Gewehr rechts und Fällen. - 11. Stellung mit oben angefasstem und ausgestrecktem Gewehr. - 12. Besondere Chargen: Fahnenträger, Hautboist, Regiments-Tambour. (Abb.) - 13. Gepäck. - 14. Officiere: Staabs-Officier, Capitain, Lieutenant.
Friedrich Johann Gottfried („Franz“) Lieder (geb. 1780 in Potsdam, gest. 1859 in Budapest), Porträtmaler und Lithograph, debütierte 1797 an der Berliner Akademie, wechselte 1804 nach Paris über und studierte an der Academie des Beaux Arts. Nach seiner Heirat mit der Tochter des Chevalier d‘ Eller-vaux de Limon siedelte er nach Ungarn über und arbeitete für den ungarischen Adel.
Ab 1812 wirkte er in Wien als Porträtist, besonders während des Wiener Kongresses. Metternich förderte ihn und ließ ihn in Paris die neuartige Technik der Lithographie lernen. Während seines Aufenthaltes in Berlin (1816/19) beauftragte Friedrich Wilhelm III ihn sowohl mit der Porträtierung der königlichen Familie als auch mit der Illustration der preußischen Uniform-vorschriften. Der danach zum Hofmaler ernannte Lieder arbeitete seit etwa 1820 abwechselnd in Wien (Mitglied der Wiener Akademie) und Budapest. Seine Zeichnungen sind sorgfältig akademisch, die Gesichtsausdrücke der Personen sind typisiert.
Johann Friedrich Jügel (geb. in Düren (?), gest. 1833 in Berlin), Kupferstecher, trat 1787 in die Berliner Akademie ein, war seit 1788-1826 auf den dortigen Ausstellungen vertreten und seit 1826 Professor. Bekannt wurde er durch Porträts und Dar-stellungen aus der zeitgenössischen Geschichte. Einige seiner Werke fanden sich in Almanachen und literarischen Werken.
Dortmund, 1810 • signiert unten: „Aufgenommen und Gezeichnet von Ludwig Varnhagen im April 1810“ • Papier, fixiert auf Leinen 56 cm x 46 cm • erworben aus Privatbesitz
Diese kolorierte Tuschezeichnung stellt den Grundriss der Stadt im Jahre 1810 (zur Zeit des französischen Regimes) dar. Neben dem Urkataster aus dem Jahre 1826 zählt dieser Plan zu den wichtigsten Informationsquellen der Dortmunder Stadt-geschichte, da hier noch Elemente wie die Stadtbefestigung oder Gebäude vorhanden sind, die kurze Zeit später ver-schwanden. Der Maßstab ist nicht einheitlich, der Mauerverlauf ist übergroß wiedergegeben.
Amsterdam (?), um 1610 • signiert: „A Bolswert“ • Papier • 48,2 cm x 71 cm • erworben aus dem Frankfurter Kunsthandel
Dieser Kupferstich von Boetius Adams Bolswert geht auf ein Gemälde des niederländischen Malers Joos Goeimar (auch Goienare oder Goemare genannt, 1575-1610) zurück. Das Thema bezieht sich auf die Textstelle 10, 38-42 im Lukas-Evangelium. Dort beschwert sich Martha bei Christus, dass sich ihre Schwester Maria nicht an der Hausarbeit beteiligt. Christus weist diese daraufhin zurecht. Die rührige Martha mit einer Ente in der Hand gilt als Vertreterin der „vita activa“, Maria als „vita conternplativa“, die sitzend mit dem Buch in der Hand den Worten Christi lauscht. Das Treffen findet in einer reich ausgestatteten Küche statt, was den Anlass gab, das reichhaltige Kücheninterieur darzustellen.
Im Vordergrund des Bildes werden wie auf einem Markt Fisch, Fleisch, Gemüse und Obst in vielfältiger Auswahl präsentiert. An den Wänden prunken Paradezinngeschirr und Schmiede-arbeiten. Der Sinn dieser Darstellung - das religiöse Motiv und die zeitgenössische Küche - liegt in der Übertragung der Moralvorstellungen der Bibel in die Gegenwart, damit sie auch für den Alltag gültig werden. Während die Frauen und der Küchenjunge zeitgenössische Kleider tragen, sind Christus und seine Jünger in antikisierenden Kleidern dargestellt.
Die an den Wänden als Bilder im Bild abgebildeten Bibel-illustrationen mit Szenen aus der Geschichte von Kain und Abel, Moses mit den Gesetzestafeln und Maria und Josef auf der Flucht nehmen möglicherweise kommentierenden Bezug auf die dargestellte Textstelle im Lukas-Evangelium.
Boetius Adams Bolswert (Bolswart) (geb. um 1580 in Bolsward/Friesland, gest. 1633 in Antwerpen), Kupferstecher, Drucker und Verleger, hatte sich wahrscheinlich in Amsterdam unter dem Einfluss von Nicolaes de Bruyn entwickelt. Er arbeitete als Buchillustrator, daneben stach er zahlreiche Blätter, u.a. Landschaften nach Abraham Bloermaert. 1615 und 1616 erhielt er von den Generalstaaten die Privilegien für die Stiche nach Mietrevelts Bildnissen des Winterkönigs, seiner
Gemahlin und des Grafen Wilhelm Ludwig von Nassau. Gegen 1618 wirkte er in Brüssel, 1620 wurde er Mitglied der Lucasgilde in Antwerpen, wo er schnell eine führende Stellung einnahm. In Antwerpen verlegte er eine Reihe von Blättern der Buchpublikationen der Socias Jesu. Gegen 1629 trat Bolswert als Kupferstecher in die Dienste von P. P. Rubens.
Gerta Overbeck (1898 Dortmund - 1977 Lünen) • 1927 •Feder, Tusche, 32 x 25 cm • sign. und dat. li.u.: GOVERBECK 1927.
Gerta Overbecks Zeichnung zeigt im Stil der Neuen Sachlich-keit eine Szene aus ihrem Alltag. Der Besuch im Kino gehörte in den zwanziger Jahren bereits zu den aufregenden Freuden der Großstadt. Nachdem seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts zahlreiche kleine Kinos entstanden waren, entwickelten sich in den zwanziger Jahren die großen, prächtigen Filmpaläste mit bis zu 1500 Plätzen, die damit auch gesellschaftsfähig wurden. In Dortmund allein gab es in den zwanziger Jahren 20 bis 25 Filmtheater.
Die in Dortmund geborene und in Cappenberg bei Dortmund aufgewachsene Künstlerin Gerta Overbeck wurde eine bedeutende Vertreterin der Neuen Sachlichkeit. Sie hatte nach einer Zeichenlehrerausbildung in Düsseldorf die Kunstgewer-beschule in Hannover besucht. Nach Aufenthalten in ver-schiedenen Städten Deutschlands ließ sie sich mit ihrer Tochter 1938 wieder in Cappenberg bei Lünen nieder.